Donnerstag, 9. März 2017

Hochzeitshochzeit

Am Dienstag waren wir auf einer laotischen Hochzeit, zu der uns eine Freundin mitgenommen hat. Wir haben erfahren, dass im März und April sehr viele Hochzeiten sind, zu denen wir auch mitkommen dürfen.
Ich schreib einfach mal ein bisschen, wie ich laotische Hochzeiten bisher erlebt habe.
Hier in Vientiane werden sehr viele alte Traditionen, über die man so viel in Reiseführern lesen kann, nicht mehr umgesetzt. Einiges bleibt aber immer noch bestehen:

-Am Eingang gibt man erstmal einen mit Namen versehenen Umschlag mit Geld ab. Andere Geschenke gibt es nicht. Richtwert für Falangs: 100.000Kip (~11€). Das ist eigentlich der Bereich, in dem sehr gute Freunde schenken, aber da Falangs immer mit Reichtum verbunden werden, wird erwartet, dass man großzügig ist.
Das Geld ist für manche Laoten ein Problem, da sie sich zu viele Hochzeiten in kurzer Zeit nicht leisten können und dann lieber gar nicht hingehen, als zu wenig zu geben.

-Danach ein Foto mit dem Brautpaar. Die Armen müssen etwa 2 Stunden vor dem Saal stehen und die ganze Zeit lächeln und mit allen ein Foto machen.

-Wenn man den Saal betritt gibt es einen Begrüßungsschluck Whiskey. Alle Gäste trinken aus den selben zwei oder drei kleinen Gläsern, die immer wieder aufgefüllt und zwischendurch nicht gewaschen werden.
Dann passiert man eine Gasse, die von den engsten Verwandten des Brautpaares gebildet wird. Hier ist man besonders höflich und begrüßt alle mit einem Sabaidii und Händen vor dem Gesicht.

-Die Kleidung ist bei den älteren Frauen traditionell, das bedeutet: langer Wickelrock (Sinh) und eine Bluse (Süa Pat) im gleichen Farbton. Die Männer hingegen tragen inzwischen klassisch westlich Anzug, Hemd und Krawatte.

-Das Essen und Bier ist natürlich auch laotisch, es gibt meines Wissens nach kein besonderes "Hochzeitsgericht".

-Beim Tanzen/Essen laufen laotische (bzw. thailändische) Lieder. Außerdem gibt es drei Arten von Tanzen:
1. Paartanz, ohne Anfassen, man steht sich gegenüber und bewegt die Hände zur Musik. Oft laufen dabei auch alle Paare gemeinsam langsam in einem großen Kreis.
2. "Choreografietanzen": Es stehen viele in einem großen Viereck und tanzen eine Choreografie, die sich alle 2,4 oder 8 Takte wiederholt. Mit ein bisschen Rhythmusgefühl kann man sich auch hier ganz gut einfinden. Ich konnte die Choreografie meist irgendwann zwischen dem ersten und zweiten Refrain. Viele Schritte ähneln dabei unseren Standardtänzen (Discofox etc.). Übrigens tanzen das meist nur Frauen, weil das den Männern "zu schwierig" ist.
3. "Discotanzen": naja wie auf einer europäischen Hochzeit: es bilden sich mehrere kleinere Kreise und man bewegt sich irgendwie zur Musik, wie man das auch bei uns kennt.

-Da die Hochzeiten oft unter der Woche sind, ist es nicht unüblich, dass um 9 Uhr abends bereits die Hälfte der Gäste fehlt, weil man ja am nächsten Tag arbeiten muss.

-Eine Tradition, die sich aus dem Westen abgeschaut wurde: Das Brautstraußwerfen. Allerdings nimmt man das hier sehr ernst und es fangen nicht die Frauen, sondern die unverheirateten Männer, weil die sich besser gegen die anderen durchsetzen können.

Alles in allem gefallen mir die Hochzeiten hier sehr gut, ich freu mich auf die kommenden Wochen. Die nächste Hochzeit ist am Samstag und wird die erste Vormittags-Hochzeit, zu der ich gehe.

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